Verhältnis zu Juden überdacht

Verhältnis zu Juden überdacht

 Religion Vorträge in der alten Synagoge in Niederzissen

Hans-Willi Kempenich

Niederzissen. Über viele Jahrhunderte wurde die jüdische Gemeinde von den Christen oft ausgegrenzt aus der Gemeinschaft der Glaubenden. Die Spanne zwischen Duldung, Geringschätzung, Gettoisierung, Diffamierung und Verfolgung war breit. Eine umfassende Kehrtwende vollzog sich im Verlauf des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) mit einem Beschluss, auf den Papst Johannes XXIII. konsequent hingearbeitet hatte.

So lag es für die Verantwortlichen aus dem Dekanat Remagen-Brohltal nahe, der Thematik 50 Jahre nach dem Konzil unter dem Titel „Die Katholische Kirche und die Juden“ einen Vortrag zu widmen. Und ebenso nahe lag es, als Veranstaltungsort dafür die vor wenigen Jahren aufwendig sanierte und zu einer Erinnerungs- und Begegnungsstätte ausgebaute ehemalige Synagoge in Niederzissen auszuwählen. Vortragende vor gut besetzten Stuhlreihen waren Pastoralreferentin Sheila Weiler vom Dekanat Remagen-Brohltal und Pfarrer i. R. Hans-Peter Müssenich (Niederzissen), die ihre fundierten Ausführungen über die Ergebnisse des Konzils mit interessanten Einblicken in den Reichtum der jüdischen Glaubenstradition verbanden.

Pastoralreferentin Sheila Weiler und Pfarrer i. R. Hans-Peter Müssenich sprachen in der ehemaligen Synagoge über das Verhältnis zwischen Katholischer Kirche und Judentum. Foto: Kempenich

Zunächst wurden an diesem Abend aber die seit dem Urchristentum gewachsenen unschönen Streitpunkte und Zwistigkeiten zwischen Christen und Juden thematisiert. „Gott sei Dank“ aber wurde vor allem im jüngsten Konzil ein guter Weg eingeschlagen. Beide Referenten äußerten sich froh und dankbar darüber, dass die offizielle Kirche heute auch in der Person von Papst Franziskus respektvoller und geschwisterlicher mit dem jüdischen Glauben umgeht. Ein viel beachtetes Signal dafür gab der neue Papst, als er im Zusammenhang mit dem Judentum von Brüdern und Schwestern sprach. Ein Umdenken sei nach dem Zweiten Vatikanum auch in den liturgischen Texten sichtbar geworden.

Während Sheila Weiler in ihren Ausführungen in erster Linie den geschichtlichen Aspekt abdeckte, unterstrich Pastor Müssenich die zahlreichen Gemeinsamkeiten und Wurzeln von Christen und Judentum, die vor allem im Ersten Testament zu finden sind. Und die seien inzwischen keineswegs abgehakt, sondern hätten auch heute noch ihre Gültigkeit, betonte der Referent. Nach den sehr informativen Vorträgen wurde die rund zweistündige Veranstaltung mit einem regen Austausch abgerundet.

Rhein Zeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler vom Freitag, 29. November 2013, Seite 25