Verblüffende Vielfalt farbiger Flächen

Verblüffende Vielfalt farbiger Flächen

Ausstellung Künstler H.H. Zimmermann zeigt eine Werkschau in ehemaliger Synagoge Niederzissen

Von unserer Mitarbeiterin Petra Ochs

Niederzissen. „Genauigkeit ist sinnlich“, findet der in Niederdürenbach-Hain ansässige Künstler H.H. Zimmermann. Und eben diese Behauptung versucht er derzeit in seiner Ausstellung in der ehemaligen Synagoge in Niederzissen unter Beweis zu stellen – mit Erfolg.

Als Künstler hat H.H. Zimmermann Grundsätze. Etwa den, dass er nur das machen sollte, was zu ihm passt, und nicht das, was am meisten Erfolg verspricht. In seiner Kunst möchte er Haltungen, Überzeugungen und Werte widerspiegeln, die mit seinem eigenen Selbst zu tun haben. Als Maßstab und Bedingung für jedes seiner Bilder hat er sich drei Grundwerte definiert: Einfachheit, Klarheit und Ausgewogenheit. Und eben diese Werte versinnbildlicht Zimmermann in seinen geometrischen Flächen, die er zueinander setzt oder ineinander verzahnt. Die Farbauswahl ist dabei stets sehr reduziert, der Farbauftrag immer möglichst gleichmäßig.

In seiner Kunst möchte H.H. Zimmermann Werte vermitteln: In seinem Fall sind dies Einfachheit, Klarheit und Ausgewogenheit. Foto: Petra Ochs

Seine Farbfeldmalerei, die auf geometrischer Strenge und technischer Perfektion basiert, bezeichnet H.H. Zimmermann selbst als sein „Konkretes Konzept“. Doch so einfach seine Flächenkonstellationen auch sind, umso überraschender ist der Effekt, der sich fast zwangsläufig beim Betrachten derselben einstellt: Die Bilder werden quasi lebendig und entwickeln eine überraschende Raumwirkung und Tiefe, teilweise lösen sie auch optische Täuschungen aus.

Für einige Verblüffung sorgt etwa der Blick auf die Original-Serigrafie „Diagonale Teilung“, und auf Zimmermanns Serigrafie „Komplexer Flächenraum“ scheint die geometrische Form auf dem dunkelblauen Grund zu schweben. Einen dreidimensionalen Effekt erzielte der Künstler auf der Grafik „Korrespondierende Dreiecke“. Den Blick in die Tiefe zieht die Serigrafie „Multivalenz Nr. 9“. Neben den vielen Original-Serigrafien zeigt Zimmermann auch einige Acrylgemälde, darunter Bilder mit so lyrischen Titeln wie „Der stille Widerhall“ oder „Der sanfte Klang der Symmetrie“.

Im Rahmen der Vernissage von „Genauigkeit ist sinnlich“ stellte Zimmermann auch sein neues Buch „Notizen aus dem Atelier-Arbeitsbuch 1982–2012“ vor. In ihm legt der Künstler sich selbst Rechenschaft ab: In seinen Bemerkungen, Kommentaren und Statements äußert er sich zu Kunst und Künstlern, zu kulturellen Entwicklungen und veränderten Rezeptionsweisen, denkt aber auch über die grundlegenden Fragen nach der Sinnfähigkeit oder dem Sinnverlust von Kunst nach. Was Zimmermann in der Stille seines Ateliers zu Papier brachte, während etwa die Farbe seiner Bilder trocknete, bringt er mit dem Buch erstmals an die Öffentlichkeit.

Die Ausstellung ist bis Sonntag, 23. Februar, jeweils samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Am letzten Ausstellungstag findet ab 16 Uhr eine Auktion statt, bei der die Arbeiten ersteigert werden können.

Der Künstler H.H. Zimmermann

H.H. Zimmermann, 1942 in Kalkar/Kleve geboren, lebt und arbeitet in Duisburg und in der Eifel. Von 1967 bis 1972 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin und an der Kunstakademie Düsseldorf (Meisterschülerabschluss). Im Anschluss baute Zimmermann den Fachbereich Kunst an der Gesamtschule Oberhausen auf, zudem lehrte er Kunst. Ab 1980 entwickelte der Künstler sein „Konkretes Konzept“. Es entstanden Malereien, Zeichnungen, Grafiken, Collagen und plastische Arbeiten sowie Environments. Sein Werk wurde seit 1970 in vielen Ausstellungen gezeigt, war auf internationalen Kunstmessen vertreten und befindet sich im Besitz verschiedener Museen und bedeutender Kunstsammlungen. Seit 1995 ist H.H. Zimmermann zudem als Referent für Kunst und Ästhetik tätig. peo

Rhein Zeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler vom Mittwoch, 12. Februar 2014, Seite 26