Duo NIHZ setzt Glanzpunkte

Duo NIHZ setzt Glanzpunkte

Musik Großer Beifall für Sanna van Elst und Bobby Rootveld in ehemaliger Synagoge

Niederzissen. Liebe, Leidenschaft, Melancholie und Nachdenklichkeit, unter diesem Motto musizierte das Duo NIHZ in der ehemaligen Synagoge. Und die Publikumserwartungen wurden übertroffen, am Applaus festzustellen und in Gästebucheintragungen des veranstaltenden Kultur- und Heimatvereins nachzulesen.

Sanna van Elst und Bobby Rootveld zeigten ihr ganzes Können in ihrem, nach eigenen Worten speziellen und letzten Konzert vor der Babypause der werdenden Eltern. Bereits zu Beginn fiel vor allem die Vielfalt der Bockflöten, von Piccolo- bis zur tiefen Altflöte, und das virtuose Saitenspiel Rootvelds auf. So bot er einen ersten Höhepunkt mit dem von ihm selbst für Gitarre arrangierten Klavierstück des spanischen Komponisten Francisco Tàrrega (1852–1909), einer Mischung aus Flamenco und Klassik, das ursprünglich auf der Musik des ebenfalls aus Spanien stammenden Isaac Albéniz (1860–1909) stammt. Dieser gilt als Begründer des spanischen Nationalstils, der folkloristische Elemente mit virtuosem Klaviersatz verbindet. Mit dem „Tango en skaï“, einem 2007 von Roland Dyens verfassten Gitarrenstück, setzte das Duo einen weiteren Glanzpunkt. Diese Komposition gilt heute als eines der wichtigsten Gitarrenstücke der Musikwelt. Rootveld verstand es, die einzelnen Musikstücke zu erklären und mit persönlichen Anmerkungen aus dem privaten Bereich seiner jüdischen Familiengeschichte zu verbinden.

Mit großem Beifall belohnten die Zuhörer die Sentenz von sechs Kompositionen, die das Duo im Zusammenhang spielte. Es begann mit dem, von seinem Vater für seine ehemals große Familie komponierten „Familienpfiff“ und steigerte sich mit „Schlagern“ holländischer Juden aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen und in Holland bekannten Hits der 30er-Jahre und mündete in dem traurig, melancholisch präsentierten Werk „Ende in Auschwitz“. Rootveld stammt aus einer großen Musiker- und Komponistenfamilie mit jüdischem Hintergrund, von denen 100 Mitglieder im KZ Sobibor umgekommen sind. Der Wechsel von Erzählung und Musik zog sich durch den fast zweistündigen Abend mit exzellent vorgetragenem Gitarren- und Flötenspiel, der mit mehreren Zugaben und „Wenn der Rabbi tanzt“, einem von Rootveld im Astor-Piazzolla-Stil arrangierten Tango endete.

Weitere Termine in der ehemaligen Synagoge: Sonntag, 8. November, 17 Uhr, Lesung mit Holger Banse („Mein Leben nach Auschwitz“ – Erinnerungen an Rachel Grünebaum). Es wird um Spenden gebeten für die in Israel lebende Freundin von Rachel Grünebaum. Und: Samstag, 21. November, 19 Uhr, Duo Nuances mit „Musica del Mundo“.

Rhein Zeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler vom Dienstag, 20. Oktober 2015, Seite 16